Silvia Siemes schafft bis zu lebensgroße Figuren aus Ton. Skulpturen menschlicher Figuren, die allein durch Haltung, Duktus der Bemalung und Formgebung zum Ausdruck führen. Hierbei fällt Silvia Siemes sehr eigene formal und farbig reduzierte Arbeitsweise auf
Der Ton als plastische Ausgangsmasse bietet zähen Widerstand. Schlagen, kneten, walken, mit den Händen lässt die Bildhauerin die Figuren entstehen, ihr eigenes Körperempfinden und das akademisch geschulte Auge leiten sie. Siemes Anliegen liegt nicht im hyperrealistischen Nachbilden, dazu eignet sich ihre Arbeitsweise nicht. Es ist ein Annähern an die menschliche Figur. Es entstehen sehr ästhetische Menschentypen, die bei den kleineren Figuren schon als manieriert bezeichnet werden kann. Ähnlich wirkende Charakter entstehen.
Siemes schafft Prototypen, die unserer Gesellschaft entsprungen sind. Gerade deswegen fühlen wir uns angesprochen, fühlen wir uns im Inneren berührt, die zurückhaltende Gestik, die abwartende Haltung entspricht einer uns bekannten inneren Gefühlswelt, wir finden uns wieder. Es sind nicht die großen Gefühle die hier anklingen, es sind die alltäglichen Begebenheiten dazwischen. Der Moment bevor eine Entscheidung fällt oder der Moment in dem uns klar wird, dass wir keine Entscheidung treffen können. Die Erkenntnis, das der Lauf der Zeit unaufhaltbar ist, wir uns anpassen, verändern und kämpfen können, die Zeit verrinnt, während Kriege statt finden, Börsen Verluste vermelden, Kinder geboren werden, Menschen sterben. Hier verharren wir in der Zwischenzeit „BLEIBEN, WARTEN".
Josephine Bonnet, 2022, Bildende Künstlerin, Vorstand Kunstverein Nürtingen