Hegaukurier vom 11.09.2024 Zitat:" Vom Wert der Erde..."
Mascha Kleins Thema ist der Mensch - individuell, innerhalb seiner Beziehungen und mit all seinen emotionalen Qualitäten wie auch psychischen Abgründen. Die Konzentration liegt dabei auf den Gesichtern. Ihr Figurenpersonal wird begleitet von Symbolen und bewusst gesetzten Anspielungen, die sich einer eindeutigen Interpretation entziehen. In der Ausstellung in Engen sind es vor allem Tiere - nicht die hübschen, niedlichen, sondern eher der tierische "Dreck", mit dem sie ihre Protagonisten konfrontiert. Die mimischen Züge der Dargestellten übertreibt und verzerrt sie, um uns Betrachter durch den aufgezeigten Kontrast zur Realität und die dargestellten Widersprüche zum Nachdenken zu bewegen. Mascha Klein verwendet in ihren neueren Arbeiten Kohle, Kreide und die Erden der Umgebung auf nicht grundierter Leinwand. Der Ausgangspunkt ist: Kunst sollte in unserem Zeitalter der Ressourcenverschwendung "bescheiden" sein.
Kohle, Kreide, Erde werden von Menschen gerne als "Dreck" bezeichnet. Was ist Dreck und was ist der Mensch, welchen Wert haben beide und wie begegnen sie sich? Und wie begegnen die Menschen dem tierischen Dreck: Schnecken, Fliegen, Käfern? Was geschieht bei diesen Begegnungen?
Neben dem gesellschaftskritischen Anliegen der Künstlerin sind die Arbeiten jedoch auch von einem augenzwinkernden karikierenden Impetus getragen, da Ironie und Sarkasmus stets im Dienste der Gesellschaftskritik stehen.
Bei den Porträts geht es dabei nicht um Ähnlichkeit und Wiedererkennen, sondern um die aktuelle "conditio humana" - die Bedingungen und Umstände des Menschseins und die menschlichen Be- und Empfindungen - auch angesichts des Drecks. Die Verfasstheit des Menschen ist nicht starr, sie hat Potential für Veränderung.
Dreck is beautiful.